22. Jul 2024
Sie setze sich sofort wieder hin. Hatte sie richtig gesehen? Ein roter Fleck auf dem Stuhl? Wenn die Sitzfläche des Stuhls schon einen roten Fleck aufwies, wie sah dann ihre Hose aus? Die Welt schien einen Moment den Atem anzuhalten. Stille. Nur das Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Glühende Hitze stieg vom Bauch in ihren Kopf. Dann hörte sie wieder dumpfe Stimmen, das Geklirre der kleinen Löffel und Untertassen, das Surren der Kaffeemaschine. Aus dem Körbchen auf dem Tisch stieg der Duft von frischem Brot. Ihre Freundin sah sie fragend an. Was nun?
Hypermenorrhoe
Als Hypermenorrhoe bezeichnet man eine übermässige Menstruationsblutung. Menstruationsblutungen können erheblich variieren, sowohl in ihrer Intensität als auch in der Dauer sowie dem Abstand zwischen zwei Blutungen. Bei einer normalen Monatsblutung verliert die Frau ca. 80ml Blut. Wird diese Blutungsmenge überschritten, ist die Blutung übermässig. Etwa 10- 35% der Frauen sind von übermässigen Blutungen betroffen. Der Blutverlust kann sich auf die Lebensqualität auswirken und vor allem zu Blutarmut, einer Anämie und chronischem Eisenmangel führen.
Die Ursachen für eine zu starke Blutung sind vielfältig, sie können hormoneller oder anatomischer Natur sein. Dazu gehören Myome, Polypen, Adenomyosis uteri interna, Blutgerinnungsstörungen, entzündliche Erkrankungen und Gebärmutterschleimhautkrebs. Die Gebärmutterschleimhaut ist entweder zu dick oder die Gebärmutter kann die durch die Abstossung der Schleimhaut freigelegten Blutgefässe nur schlecht kontrahieren und diese bluten, ähnlich einem offenen Wasserhahn, weiter.
Besonders bei der Frau um vierzig sind es oft hormonelle Ursachen. Schon ab 35- jährig beginnen die Hormone langsam instabil zu werden. Erst ist es das Progesteron das absinkt, während das Oestrogen noch lange ziemlich stabil bleibt. In dieser Situation ist daher das Oestrogen dominant, das Progesteron schwächelt. An der Gebärmutterschleimhaut sind das Oestrogen und das Progesteron Gegenspieler: das Oestrogen baut die Schleimhaut auf, das Progesteron versucht diesen Aufbau in Grenzen zu halten und veranlasst schliesslich den Abbruch dieses Aufbaus: es kommt zur Monatsblutung. Hat der Körper immer weniger Progesteron zur Verfügung, baut das Oestrogen quasi ungehindert die Schleimhaut auf. Gelingt es dann trotzdem die dicke Schleimhaut auszustossen, ist die Blutung wegen dieser hoch aufgebauten Schleimhaut sehr stark.
Therapeutisch kann bei klar hormoneller Ursache der Hypermenorrhoe- wegen des absinkenden körpereigenen Progesteron- Progesteron subsituiert werden. Bioidentisches Progesteron kann helfen oder, besonders im akuten Fall, auch synthetische Progesteronabkömmlinge. Liegen keine zusätzliche Symptome eines Progesteronmangels vor, ist eine Spirale mit synthetischem Progesteron sicher auch eine Überlegung wert.